LEITUNG KONSTANTIN TSAKALIDIS
Konstantin Tsakalidis arbeitet seit vielen Jahren freischaffend als Choreograph, Regisseur, Darsteller und Pädagoge im In- und Ausland, an verschiedenen Institutionen für Theater, Event, Fernsehen und Film. Seit 2014 leitet er die Tanz-Zentrale in Leipzig.
Er gibt Coachings und Kurse für Choreographie in ganz Europa. Sein Buch Choreographie – Handwerk und Vision erschien 2011.
Konstantin choreographierte viele verschiedene Tanzstücke unterschiedlicher Genre. Seinen Bewegungsstil beeinflussten unzählige Impulse unterschiedlicher Couleur, woraus sich im Laufe der Jahre ein eigener Stil entwickelt hat, der durch intensive Bewegungsrecherchen vertieft wurde und der sich immer wieder verändert.
Neben der Bewegungsqualität in Verbindung zu Raum und Musik interessiert ihn die Erlebnisebene und die Energie der Tänzer. Wodurch kommt Ausdruck und authentisches Erleben zustande? Es fließen Erfahrungen und Impulse der Schauspiel- und der Energiearbeit mit ein.
Mehr zu meinen Projekten findest Du auf meiner Website.
https://konstantin-tsakalidis.de/
Etwas über mich ….
(…ist zwar etwas lang, aber kürzer geht’s nicht…)
Warum tanze ich?
Außerhalb des Tanzstudios finde ich es sehr schwer, mich selbst zu begreifen oder zu erfassen.
Mit den Worten, die ich denke oder spreche, formuliere ich zwar eine Realität, mit der ich bis zu einem gewissen Grad kommunizieren kann, aber gleichzeitig entsteht mit dieser Realität um das eigentliche Selbst herum eine zuweilen schwer durchdringbare Hülle.
Das tiefere Selbst erscheint mir oft umso unzugänglich verpackter, je mehr Worte oder Gegenstände um mich herum geschaffen werden. Die Tiefe meines Ichs vereinsamt dann unter den aus Realitäten erschaffenen Schichten.
Wenn ich tanze, dann ist es manchmal so, dass der Zugang zu diesem in der Tiefe liegenden Ich entsteht. Ich bin mit einem Teil von mir verbunden, der mich an einer inneren Schönheit Anteil nehmen lässt, die unabhängig von meinem Alter oder meiner Tanztechnik ist. Und doch geht es nicht um diese Schönheit. Es begegnen mir seelische Anteile, für die ich keine Worte habe.
Choreographie: Da interessiert mich jeder Stil und jedes Genre.
Es gibt Stücke, die muss ich machen, weil sie mir keine Ruhe lassen. Und es gibt Choreographien, für die ich engagiert werde. Zeitweise habe ich an bis zu sieben Choreographien innerhalb einer Spielzeit gearbeitet – und die waren sehr unterschiedlich.
Das Entwickeln von Tanz aus der Recherche heraus, bei der eine Thematik oder eine Musik im Vordergrund steht, ist für mich die Grundlage, die ich in abgewandelter Form auch für Aufträge anwende: zum Beispiel dem Entwickeln von Choreographien für Schauspiel, Film, Performance oder Shows zu Produkten im Eventbereich oder Musicals.
Ich finde es genauso spannend, Vernissagen, bei denen eine Thematik umgesetzt wird, tänzerisch zu begleiten, wie der Herausforderung zu begegnen, eine Choreographie zu entwickeln, die ohne thematischen Unterbau funktionieren muss. So choreographierte ich im Staub verlassener Fabrikhallen zu Zeitgenössischer Musik und unter den Lichtern unzähliger Scheinwerfer großer, blank gescheuerter Bühnen über einem mit klassischen Musikern gefüllten Orchestergraben, hinter dem sich ein Zuschauerraum mit 2.000 Plätzen ausweitete. Ich choreographierte und tanzte zu den Bachkantaten in einer Kirche und zur Hamletmaschine in Santiago de Compostela, entwickelte Choreographien zu Skulpturen oder Bildern einer Ausstellung. Musicals wie bspw. Hair, Rocky Horror Picture Show oder West Side Story, gespielt von der Südwestdeutschen Philharmonie, liebte ich gleichermaßen in Szene zu setzen wie anspruchsvolle Klaviertrios von Shostakovich. Tanz entstand zu den Gedichten von Hölderlin, Rilke, Rimbaud, Goethe, Shakespeare und Texten aus der zeitgenössischen Gegenwarts-Theaterliteratur.
In Lissabon, Zürich und Genf setzte ich mit vielen Tänzern und Artisten die Premieren großer Automarken choreographisch um. Dabei fand ich es inspirierend und schön, mit Akrobaten und Musikern gleichermaßen zu arbeiten – ob in Zirkusshows oder für Konzerte.
Oft inspirieren mich Orte.
Es war wunderbar, auf Steinen in Griechenland zu tanzen, auf denen seit Jahrtausenden Kultur stattfindet. Oder unter den Kreuzgang-Bögen eines italienischen Klosters. Ich choreographierte zur Musik von Bizet, Vivaldi und Strawinsky in der Konstanzer Konzertmuschel und inszenierte im Wald Schillers “Die Räuber” mit Hip-Hoppern und zeitgenössischen Tänzern. Ich liebe es, im luxuriösen Ambiente der Staatlichen Theater mit Spitzentänzern zu arbeiten, aber ich finde es auch wunderschön, mit Menschen zu arbeiten, die ganz neu im Tanz ankommen, denn im Anfänger-Sein liegt etwas Magisches.
Weil in allem Tanz ist oder für mich eigentlich alles Tanz ist, gibt es keine Schwelle, die ich übertreten muss. Der Tanz ist immer vorher schon da. Trotzdem gibt es Herausforderungen. Und manchmal machen mir diese mehr Spaß als das Offensichtliche, das Ohnehin-schon-Zugängliche. So habe ich ein Choreographie-Konzept und eine Show für ein Schädlingsbekämpfungsmittel entworfen, das weltweit Weizenkeime überleben ließ.
Wenn es zeitlich möglich ist, nehme ich Aufträge für Choreographien, aber auch für konzeptionelle Abläufe an. Für abendfüllende Stücke schreibe ich dann Texte, entwerfe Visuals und musikalische Konzepte, die ich mit Komponisten und Interpreten zusammen umsetze. Ich liebe es, neben dem Tanz mit den Schauspielern zu proben und alle Gewerke bei mir zusammenlaufen zu lassen. Dann kann ich meine ganze kreative Energie in das Stück fließen lassen. Dann bin ich im Flow. Es entsteht eine beflügelnde und schöne Atmosphäre bei den Proben. Das ist ein Zustand, für den es sich lohnt, ein bisschen weiter zu gehen. In allem.
Choreographieren bedeutet aber auch, etwas weiterzugeben.
Im Unterrichten von Choreographie geht es mir darum, den Teilnehmenden einen Zugang zu IHREM Weg „The Way they would do it“ zu ermöglichen.
In der Lernsituation ist es mir wichtig, Impulse zu setzen: Damit die Teilnehmenden ihre Sprache im Tanz zu suchen beginnen. Damit sie es spannend finden, mit dem Tanz etwas zu entdecken, das sie weitergeben können. Das ist im Prinzip, ganz grob zusammengefasst, die Philosophie der Tanz-Zentrale.